„Wir rechnen nicht damit, dass viele kommen“
Sinzig. Zweifacher Rheinlandpokalsieger, zweifacher Rheinlandmeister und dreimalige Teilnahme am DFB-Pokal: Die Erfolge des Traditionsklubs Rhein-Ahr-Sinzig können sich sehen lassen. Doch die Glanzzeit des Vereins vom Rhein liegt lange zurück; richtig aufgedreht hat man besonders in den 1960er Jahren. Jetzt, fast 60 Jahre später, läuft es bei den Sinziger Kickern nicht mehr wirklich rund. Am Freitag treffen sich die Mitglieder zu neuen Vorstandswahlen und dann müssen wichtige Positionen besetzt werden. Kassierer, Schriftführer und Jugendleiter müssen nachgewählt werden, auch der Posten des 2. Vorsitzenden ist ebenfalls vakant. Des Weiteren können bis zu zwölf Beisitzer gewählt werden. Finden sich keine Engagierten, die diese Posten besetzen, droht dem Verein kurz vor seinem 110. Jubiläum im nächsten Jahr die Auflösung. Silvia Mühl, 1. Vorsitzende, und Dirk Kassube, Jugendleiter der B-Junioren, blicken mit großen Sorgen auf den Freitagabend. Denn wenn man sich um 19 Uhr im HoT trifft, glaubt man nicht an rege Beteiligung seitens der Vereinsmitglieder. „Wir rechnen nicht damit, dass viele kommen“, sagt Mühl mit der Hoffnung doch noch überrascht zu werden. Zur Zeit führe man den Spielbetrieb mit Mühe und Behelfslösungen fort, wie Dirk Kassube berichtet. Kassube selbst stammt nicht aus Sinzig sondern wohnt in Neustadt/Wied. Silvia Mühl lernte er als Arbeitskollegin kennen und übernahm kurzerhand den Job als Jugendleiter. „Ich habe einfach Lust auf Fußball und war lange selber aktiv“, erklärt Kassube sein Engagement im für ihn fernen Sinzig. „Wir wünschten uns, dass wir mehr Leute für den Klub begeistern könnten,“ fügt er hinzu.
Die mangelnde Beteiligung an der Vorstandsarbeit ist jedoch nur eines der Probleme, die der Verein zur Zeit zu beklagen hat. Bei Heimspielen stehe nicht mal ein Dutzend Gäste im Stadion. Auch habe man massive Probleme die SC-Kicker überhaupt zu den Auswärtsspielen zu fahren. Hinzu kommen Spannungen innerhalb der B-Jugendabteilung. Viele der Spieler haben einen Migrationshintergrund und stammen aus den verschiedensten Ländern. Da gibt es oft Reibungspunkte im Team – ein Zustand der alles andere als angestrebt ist. Auch mit anderen Mannschaften läuft die Verständigung nicht unbedingt rosig. Eine Spielgemeinschaft mit Inter Sinzig ist aufgrund verschiedener Differenzen wieder aufgekündigt wurden.
Und wenn es schon nicht rund läuft, kommt beim SC Rhein-Ahr Sinzig auch noch Pech dazu. Im Oktober wurde ein Container mit Sportmaterialien aufgebrochen. Alles was man zu Geld machen konnte, wurde gestohlen. Mühl beziffert den Schaden auf rund 800 bis 1000 Euro. Immerhin: Auch wenn immer Sponsoren gesucht werden, komme man trotz des Rückschlags durch den Diebstahl wenigstens finanziell über die Runden. Doch von Luxus sei man weit entfernt. So ist es beispielsweise bisher nicht möglich gewesen, Trainingsanzüge für die B-Junioren zu kaufen. Einheitliche Kleidung wäre gerade in Sachen Zusammengehörigkeitsgefühl ein immenser Faktor, sagt Kassube. Auch beim Nachwuchs hapert es an der Beteiligung. Es gibt eine 1. Mannschaft sowie A-,B-, D- und E-Jugend – aber eine C-Jugend fehlt beim SC. So mangelt es der B-Jugend an Spieler, die „nachkommen“. Immerhin: Der Betrieb in der 1. Mannschaft läuft ziemlich reibungslos.
Silvia Mühl und Dirk Kassube hoffen noch auf ein kleines Wunder, dass die vakanten Positionen im Vorstand doch noch besetzt werden. „Unser Ziel ist es, den Puls der Tradition zu erhalten“, sagen beide. Interessierte können auf die Unterstützung der bisherigen Vorstandsmitglieder hoffen. „Die, die dabei sind machen ihren Job mit Herzblut“, sagt Mühl.
Die Jahreshauptversammlung findet am Freitag, 29. November um 19 Uhr im HoT, Barbarossastraße 43, Sinzig, statt.
Quelle BLICK aktuell 27.11.2019
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